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Der Einzelhandel ist eine der datenintensivsten Branchen, in der Informationen kontinuierlich aus zahlreichen internen und externen Quellen fließen. Einzelhändler verwalten Tausende — manchmal Millionen — von SKUs über Kategorien, Marken und Vertriebskanäle hinweg. Produktattribute (Preis, Beschreibung, Bilder, Verfügbarkeit, Compliance-Informationen) werden häufig aktualisiert.
Einzelhandelsdaten sind über viele Systeme verteilt, darunter ERP (Preisgestaltung, Lagerbestand), CRM (Kundeninteraktionen), PIM (Produktattribute, Bilder), E-Commerce (Online-Angebote, Kundenaktivitäten) und Lager-/Logistikplattformen. Wenn kein einziges System die „Wahrheit“ besitzt und andere Systeme kontinuierlich synchronisiert, werden Daten verstreut, dupliziert und schwer konsistent zu halten. Um Daten über alle Systeme hinweg zu harmonisieren, implementieren Einzelhändler oft eine dedizierte Master Data Management (MDM)-Plattform. In diesem Artikel untersuchen wir die Rolle von MDM-Lösungen im Einzelhandel und vergleichen die Vor- und Nachteile führender MDM-Lösungen auf dem Markt.
Was ist eine Master Data Management Software?
Bevor wir ins Detail gehen, klären wir zunächst den Begriff MDM.
Master Data Management Software zentralisiert und pflegt die wichtigsten Daten eines Unternehmens – die sogenannten Stammdaten – damit diese über alle Systeme hinweg konsistent, genau und zuverlässig bleiben.
Anstatt wichtige Geschäftsdaten in Silos (wie ERP, CRM oder Excel-Tabellen) zu belassen, führt MDM-Software alles in einer vertrauenswürdigen Quelle zusammen, die die täglichen Abläufe unterstützt.
Die besonderen Anforderungen des Einzelhandels an MDM
Wie bereits erwähnt, sind Einzelhandelsumgebungen besonders anfällig für Datenchaos aufgrund ihrer inhärenten Komplexität. Moderne Einzelhändler müssen Tausende von SKUs über mehrere Produktkategorien hinweg verwalten, mit zahlreichen Lieferanten zusammenarbeiten, die Daten in unterschiedlichen Formaten liefern, über verschiedene Vertriebskanäle hinweg tätig sein (vom Ladengeschäft bis zur E-Commerce-Plattform) und Kundendaten aus mehreren Kontaktpunkten (einschließlich Filialkäufen, Online-Transaktionen, mobilen Apps und Treueprogrammen) pflegen. Laut Branchenforschung interagieren Einzelhändler im Durchschnitt über 3,6 Kanäle mit Kunden, wobei jeder Kanal unterschiedliche Datenelemente und Formate sammelt.
Datenkomplexität
Herausforderungen im Produktdatenmanagement gehen weit über das einfache Katalogmanagement hinaus. Einzelhändler müssen komplexe Produktstrukturen, saisonale Varianten und sich ständig ändernde Spezifikationen verwalten. Produktinformationen stammen von mehreren Anbietern mit jeweils unterschiedlichen Formaten, Namenskonventionen und Aktualisierungszyklen.
Fragmentierung der Kundendaten
Kundendaten im Einzelhandel sind über viele Systeme und Kontaktpunkte hinweg fragmentiert. Kunden interagieren über physische Geschäfte, Online-Shops, mobile Apps, soziale Medien, Kundendienste und Treueprogramme. Jeder Touchpoint erfasst andere Informationen, was zu unvollständigen und verstreuten Kundenprofilen führt. Zusätzlich verwenden Kunden kanalübergreifend unterschiedliche Identifikatoren – wie E-Mail-Adressen, Telefonnummern oder Namen. Das erschwert die Erstellung einer einheitlichen Kundenansicht. Manuelle Eingabefehler, unvollständige Datenerfassung und schlechte Suchfunktionen in bestehenden Systemen verschärfen das Problem durch doppelte Einträge und verteilte Kundenhistorien.
Datenintegration über Vertriebskanäle hinweg
Der moderne Einzelhandel umfasst viele Vertriebskanäle: Kassensysteme (POS), E-Commerce-Plattformen, mobile Apps und Drittmarktplätze. Jeder dieser Kanäle produziert unterschiedliche Datentypen. POS-Systeme erfassen Verkäufe, Kundendaten und Lagerveränderungen. E-Commerce-Plattformen verfolgen Kundenverhalten und Warenkörbe. Mobile Apps liefern Standortdaten und App-Nutzung, während Marktplätze strenge Datenformate und Synchronisierungsregeln erfordern. Für eine ganzheitliche Sicht auf Betrieb und Kundenaktivität müssen alle diese Daten konsistent integriert werden.
Worauf sollten Einzelhändler bei MDM-Lösungen achten?
Da MDM-Software die Antwort auf die oben genannten Herausforderungen ist, stellt sich die Frage, wie man die richtige Lösung auswählt. Achten Sie auf die folgenden Funktionen:
Integrationsfähigkeit
Die Fähigkeit, sich nahtlos in Ihre bestehenden Systeme zu integrieren, ist entscheidend. Die gewählte MDM-Lösung muss Kassensysteme, E-Commerce-Plattformen, ERP-Systeme, CRM-Software und Lagerverwaltungssysteme unterstützen. Moderne MDM-Lösungen sollten APIs, vorgefertigte Konnektoren und flexible Integrationsoptionen bieten.
Unterstützung für mehrere Datenbereiche
Ein MDM-System sollte mehrere Domänen verwalten können, darunter Produkt-, Kunden-, Lieferanten- und Standortdaten. Es sollte zudem Beziehungen zwischen diesen Domänen abbilden können – etwa die Verknüpfung von Produktdaten mit Lieferantendaten und der Kaufhistorie von Kunden.
Workflow- und Governance-Funktionen
Effektive Workflows ermöglichen eine reibungslose, teamübergreifende Datenpflege. Achten Sie auf Funktionen wie Freigabeprozesse, automatisierte Qualitätsprüfungen und rollenbasierte Zugriffskontrollen. Das System sollte außerdem Datenherkunft (Lineage), Regelumsetzung und Compliance-Berichte ermöglichen.
Echtzeit-Datenabgleich
Echtzeit- oder nahezu Echtzeit-Datenabgleich ist für den Einzelhandel heute unverzichtbar. Die MDM-Lösung sollte eventgesteuerte Updates, Systemintegration in Echtzeit und konsistente Daten über alle Touchpoints hinweg unterstützen.
KI- und ML-Funktionen
Fortschrittliche MDM-Systeme nutzen Künstliche Intelligenz und Machine Learning zur automatischen Datenverarbeitung, intelligenten Dublettenerkennung, Datenanreicherung aus externen Quellen und zur Klassifikation von Produkten und Kunden.
Überblick über führende MDM-Lösungen für den Einzelhandel
Die besten MDM-Lösungen für Einzelhändler
Lösung | Stärken | Wichtige MDM-Funktionen | Integrationsmöglichkeiten | Lizenzierung & Support |
---|---|---|---|---|
AtroCore |
- Verarbeitet komplexe Produktdatenmodelle - Modular und schnell einsatzbereit - Ideal für KMU - Unterstützt unbegrenzte SKUs |
- Flexible Hierarchien und Attribute - Workflow-Automatisierung - KI-Modul für intelligente Inhaltsverwaltung - API-first |
- REST API - Integration mit ERP, E-Commerce, Marktplätzen |
Kostenlos (Open Source) Kostenpflichtiger Support verfügbar |
Pimcore |
- Kombiniert MDM, PIM, DAM, CMS für Omnichannel - Eignet sich für reichhaltige Inhalte und Multichannel |
- Einheitliches Produkt- und Asset-Management - Multichannel-Publishing - Anpassbare Workflows |
- Vollwertige API - Integrationen über Partner |
Kostenlos (Open Source) Enterprise Edition mit Support |
Informatica MDM |
- Unternehmenslösung mit Retail-Modulen - Unterstützt Personalisierung und Omnichannel |
- KI-gestütztes Matching - Multi-Domain MDM - Cloud-nativ mit Retail-Beschleunigern |
- Integration mit AWS, GCP, Azure, Snowflake, Databricks |
Kommerzielle Lizenz Starker Herstellersupport |
Stibo Systems (STEP) |
- Fokus auf Produktdaten im Einzelhandel - Schnelles Produkt-Onboarding - Verarbeitet Varianten und komplexe Kategorien |
- PIM-Vorkonfiguration für Retail - Benutzerfreundliche Oberfläche - Workflow-basierte Prozesse |
- Flexible APIs - Umsetzung über zertifizierte Partner |
Kommerzielle Lizenz Enterprise-Support |
Riversand (Syndigo) |
- Cloud-native MDM mit Digital Shelf Funktionen - Schnelle Implementierung |
- Multi-Domain MDM - Syndikation zu Handelsplattformen - Echtzeit-Publishing |
- Native Konnektoren für Cloud & E-Commerce - Teil des Syndigo-Ökosystems |
Abonnementbasierte Lizenz Herstellersupport |
Fazit
Die Wahl der richtigen Master Data Management-Lösung kann einen erheblichen Einfluss auf die Effizienz im Umgang mit komplexen Einzelhandelsdaten haben. Ob Sie sich für flexible Open-Source-Plattformen wie AtroCore und Pimcore entscheiden oder den Enterprise-Support von Informatica, Stibo Systems oder Riversand bevorzugen – entscheidend ist, dass die Lösung auf den Einzelhandel zugeschnitten ist und zu Ihren geschäftlichen Anforderungen passt.